Historisches

Emanuel von Seidl

1856

Emanuel von Seidl wird am 22. August als dritter Sohn des Bäckers Anton Seidl und seiner Frau Therese, geb. Sedlmayr, geboren. Emanuel hat zwei ältere Brüder, Anton und Gabriel sowie drei Schwestern. Seidl wuchs in wohlgeordneten Verhältnissen auf. Sein Vater war Münchner Bürger und Magistratsrat, der zur Ausstattung seines Hauses Antiquitäten sammelte. Als Förderer der Kunst, verkehrten im Haus seines Vaters u. a. Wilhelm Kaulbach, Moritz von Schwind oder Ferdinand von Miller.

 

1875

Nach Beendigung des Münchner Realgymnasiums begann von Seidl sein Studium an der Technischen Hochschule in München. Nach einem Freiwilligenjahr beim Zweiten Schwerereiter-Regiment absolvierte er ein Praktikum in der Hochbauabteilung der Generaldirektion der Kgl. Bayerischen Staatseisenbahn.

 

Ende der 1870er Jahre trat er in die Inneneinrichtungsfirma Seitz & Seidl ein und übernahm die Leitung des Ateliers

 

1887

Seidl tritt mit seinen Entwürfen für die Bauten der vom Bayerischen Kunstgewerbe-Verein 1888 geplanten Deutsch-Nationalen-Ausstellung erstmals als Architekt in Erscheinung.

 

1889

Emanuel von Seidl zieht aus dem mit der Mutter und den Geschwistern bewohnten Haus in der Marsstraße 28 in das von ihm erbaute Haus am Bavariaring 10 ein. Dort befanden sich auch seine Büroräume. Für die Kunstausstellung im Glaspalast gestaltet er den Lenbach-Saal.

 

1893

Seidls Beitrag zur Columbianischen Weltausstellung in Chicago ist innerhalb der Deutschen Kunstgewerblichen Abteilung ein Rokokozimmer.

 

1900

Für die Weltausstellung in Paris entwirft Seidl sowohl die Gesamtausstattung für die im Grand Palais untergebrachte Deutsche Kunstausstellung als auch einen Prunkraum in der kunstgewerblichen Abteilung der Esplanade des Invalides.

 

1901

In Murnau errichtet sich Seidl ein Landhaus innerhalb eines großzügigen Parkareals.

Dort finden zahlreiche Feste und Veranstaltungen statt, u. a. eine Freilichtaufführung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" unter der Regie von Max Reinhardt, der mit seinem Ensemble aus Berlin angereist kam. In seinen Gästebüchern tauchen immer wieder Franz von Stuck, Adolf Hengeler, Friedrich August von Kaulbach oder Olaf Gulbransson auf.

 

1906

Beginn der Neugestaltung der Murnauer Hauptstraße durch Fassadenmalereien.

 

1908

Für den Bau des Hauptrestaurants auf dem Ausstellungsareal der Münchner Theresienhöhe erhielt Seidl große Anerkennung.

 

1909 - 1911 insbesondere "Geschichte des Schulhauses"

Unter Bürgermeister Resch kaufte die Gemeinde den sog. "Reitergarten" für 19500 Mark, wobei zunächst noch keine Klarheit bestand, ob dort eine Schule oder ein Krankenhaus gebaut werden sollte. Emanuel von Seidl legte am 24.November 1909 einen Kostenvoranschlag über den "Neubau des Schulhauses und Lehrerinnenheims Murnau" vor. Die Bauarbeiten begannen im April 1910. Am 12.September 1911 fand die feierliche Einweihung des neuen Mädchenschulhauses statt. Den Unterricht erteilten Lehrerinnen aus dem Orden "Arme Schulschwestern von Unserer Lieben Frau". Auf Veranlassung von Oberlehrer Wohlgeschaffen erfolgte 1925/26 die Errichtung eines Karzers in den Heizräumen des Schulhauses. Ab 1933 versuchte die NS-Regierung, den Einfluss der klösterlichen Lehrkräfte auf die Schüler zu unterbinden. Die Schulleiterin wurde 1936 entlassen, es folgten 1938 die übrigen Schwestern. 1945 diente das Schulhaus zunächst als Lazarett, dann als Flüchtlings-quartier. Nach Kriegsende zogen nach Gemeinderatsbeschluss die Schulschwestern unter schwierigsten Bedingungen wieder ins Mädchenschulhaus ein.

 

Weitere Informationen: Dr. Marion Hruschka: Markt Murnau am Staffelsee - Band 1, EOS Verlag 2002

 

1912

Zusammenarbeit mit seinem Bruder Gabriel am Kurhaus von Bad Tölz. Nach dem Tod des Bruders führte er die Arbeiten für diesen Bau und für das Deutsche Museum zuende. Für letzteres gestaltete er das Innere des Ehrensaals und des Musiksaals sowie die Pläne für die Bibliothek.

 

1916

Emanuel von Seidl heiratet seine langjährige Freundin, die Modistin Maria Luberich.

 

1919

Er stirbt am 25.12.1919 in München.

 

Text zu Lebenslauf:

Der Bruder des berühmteren Gabriel von Seidl (u. a. Architekt des Bayerischen Nationalmuseums und des Deutschen Museums) ist heute nahezu unbekannt. Er galt jedoch unmittelbar nach der Jahrhundertwende als erfolgreichster Villenarchitekt. Landhäuser und Villen machten etwa ein Drittel innerhalb seines Schaffens aus. Der Tierpark Hellabrunn zeugt noch heute von seinem Talent für eine adäquate Landschaftsgestaltung. Der Seidl-Park ist noch heute zugängig. Das Landhaus wurde 1972 abgerissen.